Endlich wieder richtige Berge!
Endlich verzieht sich auch in den Bergen der fast endlos erscheinende Winter und der Schnee schmilzt. Zeit um die erste schöne Bergtour des beginnenden Sommers in Angriff zu nehmen. Gerade noch rechtzeitig zur Vorbereitung auf den Zugspitz-Ultratrail zog es mich am letzten Wochenende in den Bayrischen Voralpenraum, genauer gesagt in die Region zwischen Benediktbeuern und Kochel am See, um die Benediktengruppe mit ihrer 1800 Meter hohen Benediktenwand zu rocken.
Es sollte also eine Tour aus Trailrunning und etwas Kletterei werden, für die ich mir kurzfristig für Samstag Morgen einen Flug nach München, Hotel und Leihwagen organisiert hatte, um dann den restlichen Tag in den Bergen bei herrlichstem Wetter mal so richtig auszukosten.
Start meiner Tour sollte wie schon einige male zuvor Kochel am See sein, ein Einstieg den ich von einigen Besuchen des Rabenkopf bereits recht gut kenne.
Ab da geht es dann erst einmal hoch zur Sonnenspitze,
von wo aus ich gleich zu Beginn der Tour einen so tollen Ausblick hatte,
dass ich eine erste kurze Pause einlegen und das Panorama genießen musste.
Von dort aus ging es dann weiter übers Graseck und auf der anderen Seite des Bergs wieder nach unten in Richtung Kaltwasserwand und Bergelskopf.
Mein nächstes Ziel sollte nun der Rabenkopf sein, ein Berg, der es mir irgendwie ganz besonders angetan hat. Hierhin zu kommen, ist fast schon ein bißchen wie „nach Hause kommen“. Um so verwunderter war ich, als auf der Staffelalm, kurz unterhalb des letzten Aufstiegs die Hütte bewirtschaftet war. Das hab ich so dort auch noch nicht erlebt, aber gerne habe ich die Gelegenheit genutzt, um „im Vorbeigehen“ ein kühles alkoholfreies Weizen und ein leckeres Stück selbstgebackenen Kirschkuchen „mitzunehmen“.
Mit frischen Beinen ging es dann weiter und rauf auf den Rabenkopf, auf dem ich aber nur kurz für ein Foto halt gemacht und ihn dann wieder den zahlreichen Wanderern an diesem Tag überlassen habe. Über eine Eisenleiter geht es direkt weiter zum Schwarzeck.
Die Sonne zeigt an diesem Tag ihr schönstes Lächeln und ich genieße die Wärme.
Bald bin ich auf der bekannten Via Alpina und komme an einen Punkt, an dem nicht nur Menschen Freude an der schönen Aussicht haben.
Mein nächstes Ziel ist nun die Glaswandscharte, durch die ich in Richtung Benediktenwand aufsteige.
Ich entscheide mich jedoch zunächst nach links Richtung Brandköpfel abzubiegen, da ich nicht nur auf den Gipfel, sondern die Wand zusätzlich komplett umrunden möchte.
Und natürlich soll auch ein weiterer Zwischenstopp auf der Tutzinger Hütte drin sein.
Schließlich hab ich mir bei der Wärme ein weiteres (natürlich alkoholfreies) Weizen redlich verdient 🙂
Auf der Tutzinger Hütte komme ich schnell mit ein paar Amerikanischen Gästen ins Gespräch, die ganz begeistert von den Alpen sind und von „Weißbier“ und „Haxn“ schwärmen.
In der Ferne grollt es und ich entschließe mich noch ein wenig zu warten, um das Gewitter vobeiziehen zu lassen und mit meinen neuen Amerikanischen Freunden zu plaudern.
Nach einer Stunde mache ich mich dann wieder auf den steilen Weg. Unglaublich, wieviel Altschnee hier noch oberhalb von 1500 Metern liegt. Hoffentlich haben wir bis zum Zugspitzultra am nächsten Wochenende noch ein paar richtig warme Tage, denn dort wird es noch einige Meter weiter nach oben gehen.
Immer höher geht es jetzt für mich und ich passiere noch das ein odere andere Altschneefeld, während ich die Benediktenwand weiter umrunde und auch den ein oder anderen Klettersteig mitnehme.
Eine weitere halbe Stunde später kommt dann auch endlich der Gipfel in Sicht und ich bin fast oben. Die letzten Meter über einen Berggrat fliegen im Laufschritt fast so dahin und ich hab jetzt so richtig Spaß in den Backen!
Obwohl auch hier die Aussicht wunderschön ist, bleibe ich nur kurz am Gipfel und stürze mich direkt in einen waghalsigen Downhill auf der Westseite. Wo sich sonst nur Steinböcke tummeln shredder ich am Limit in Richtung Höllgrube den Berg runter (und lege mich dabei auch einmal ordentlich hin) und frage mich am Ende wie ich da überhaupt runter gekommen bin. Unten angekommen denke ich nur „wow“ und mache kurz ein Foto.
Die meisten Höhenmeter und in etwa die Hälfte der geplanten Kilometer für diesen Tag lagen nun hinter mir und nach der ganzen Kraxelei ging es nun im Laufschritt auf einem Teil der bekannten Verbindung München-Venedig Richtung Laintal-Wasserfall und Wespenkopf durch eine wunderschöne Natur weiter. Ich laufe eine ganze Weile parallel zum Lainbach und sehe hier und da ein paar wilde Bachforellen springen. Was für ein perfekter Tag!
Die Zeit vergeht nun wie im Flug und ich merke, wie ich so richtig runterkomme. Der Berg und die körperliche Anstrengung geben mir wieder einmal genau das, was ich an diesem Tag gesucht habe. Ich vergesse alles um mich herum, sogar das Fotografieren und ich bekomme kaum mit, wie es dunkel wird und erst mit dem letzten Büchsenlicht erreiche ich wieder meinen Startpunkt, den Parkplatz in Kochel am See nach 40 Kilometern und rund 2500 positiven Höhenmetern.
Jetzt aber ab ins Hotel! Und dort treffe ich auf wirklich liebe Wirtsleute, die mich -dreckig wie ich bin- auch nach viel zu spätem Eintreffen noch herzlich Willkommen heissen und mir sogar jetzt um halb elf noch etwas zu essen machen – Wirklich keine Selbstverständlichkeit!
Ich bekomme ein wahnsinnig leckeres Wienerschnitzel mit Preiselbeeren und bin immer noch total geflasht von den Eindrücken das Tages.
Schade, dass ich am nächsten Morgen schon ganz früh wieder zurück muss, aber in wenigen Tagen bin ich ja schon wieder da, wenn die Zugspitze ruft!
Zum Schluss möchte ich mich noch einmal ganz herzlich bei den Wirtsleuten vom Hotel Friedenseiche in Benediktbeuern bedanken. Sie haben an einem tollen Tag mit Ihrer herzlichen Gastfreundschaft das „Tüpfelchen auf das I gesetzt“! Und auch das frühe Frühstück, dass Sie extra für mich möglich gemacht haben, war wirklich klasse!
Ich komme ganz bestimmt wieder – dann aber für länger!