Röntgenlauf 2011-2013

Wie alles anfing… und wie es weiter geht, oder: Alles Banane!

Der Röntgenlauf und ich. Ich und der Röntgenlauf. Mit diesem Lauf verbinde ich unweigerlich eine Geschichte, die in diesem Jahr um das Kapitel 3 erweitert wurde.
Wäre dieser Landschaftslauf rund um Remscheid im schönen Bergischen Land ein Buch und ich suchte einen Titel dafür, wäre „Es kommt immer alles anders als gedacht“ ziemlich passend. Oder „Lauf einfach mal los und lass dich überraschen“.
Oder „So fing alles an“.

Röntgenlauf 2013

Ein kurzer Rückblick auf Kapitel 1 und 2

Kapitel 1 (2011) – Guten Tag, ich bin der Mann mit dem Hammer

Nach meinen ersten Trail-Gehversuchen bei „Keep On Running“ in Sankt Wendel (3 Tage und 55KM mit reichlich Höhenmetern) und einigen kürzeren Trail- und Lanschaftsläufen fixt mich Dealer Rolli von WAT Läuft mit „Langen Läufen“ an.
„Musst du machen, iss direkt vor der Haustür, iss wie ein Familientreffen“.
OK geht klar, das Schöne beim Röntgenlauf rund um Remscheid ist, dass man zwischen 3 Strecken auswählen kann. Entweder Halbmarathon, Marathon, oder die volle Runde mit 63,3 Kilometern. Ich entscheide mich für den Marathon. Coole Strecke fürs erste mal überhaupt. Keine Ahnung von nix. Pace, na klar – wie beim Straßenlauf! Krämpfe ab KM25 und den Mann mit dem Hammer ab KM 35 kennengelernt.
Körperlich bei KM 42,2 am Ende, aber glücklicher Marathon Finisher.
Vom Trail angefixt und von der Langstrecke infiziert, hab ich für mich eine neue Leidenschaft entdeckt.
Und die Erkenntnis gewonnen, dass es in der Ultra-Laufszene scheinbar normal ist, dass man Schmalzbrote, Bier und Prosecco auf der Strecke gereicht bekommt. Irgendwie geil.

Kapitel 2 (2012) – Keine Lust mehr

Röntgenweg

Der Röntgenweg, beim Röntgenlauf heißt das: Immer dem ‚R‘ entlang!

Ein Jahr mehr voller Erfahrung, Kilometern und vor allem Höhenmetern in den Beinen. In der Zwischenzeit viele kürzere Rennen, weitere 3 Marathons und 4 Ultras auf den Trails Europas gefinisht. Viel in den Bergen gewesen.
Auch mal die Seite gewechselt und bei der TorTour de Ruhr eine Nacht und einen halben Tag lang bei Rolli mit Susi, Tete und Jesko den VP gerockt. In der Ultra-Laufszene angekommen und herzlich aufgenommen worden.

Ich bin körperlich fit und dieses mal soll es zum Saisonabschluss der Ultramarathon werden.
Bier und Prosecco werden verschmäht, klar – der Ultra soll nicht nur gefinisht, sondern auch mit einer guten Zeit abgeschlossen werden.
Bei Kilometer 42,2 bin ich über eine halbe Stunde schneller als im Vorjahr und immer noch körperlich voll da. Mental ist da aber ein großes Loch. Irgendwie hab ich überhaupt keine Lust mehr. Ich drehe um, laufe zurück zum Schwimmbad und hole mir meine Medaille. Wieder Marathonfinish und etwas bedröppelt… Auch eine Art von Lehrgeld.

Kapitel 3 (2013) – Alles Banane

Dealer Rolli

Dealer Rolli hat alles im Blick…

Nach einem schwierigen Start in das Laufjahr 2013 mit einigen Renn-Absagen war ich vor allem viel in den Bergen unterwegs.
Über das späte Frühjahr und den Sommer bin ich bei 5 Ultras und dem Allgäu Panorama Marathon an den Start gegangen und habe auf Strecken jenseits der 100KM Marke Neuland für mich entdeckt.
Nach meinem Saisonhöhepunkt und dem Finish beim CCC, einem Lauf des Ultra-Trail du Mont Blanc hatte ich mir selbst eine Wettkampfpause verordnet und bin die letzten 2 Monate nur sporadisch „mal kurz durch den Wald gejoggt“.
Eine Lebensmittelvergiftung auf der Rückreise vom Urlaub hat nicht gerade zu einer stabilen Form beigetragen und ein einziger „längerer Lauf“ über 23 Kilometer auf einem Teil der Originalstrecke des Röntgenwegs eine Woche zuvor hat sich dermaßen hart angefühlt, dass ich mit dem Gedanken spiele, auf Halbmarathon zu verkürzen. Wenn überhaupt. Ich fühle mich überhaupt nicht fit und Lust habe ich eigentlich auch keine.

Azubi Tete

…während Azubi Tete fleißig Hokas verkauft

Aber wenn man schon einen gesponserten Startplatz vom Team Erdinger Alkoholfrei hat, dann geht man auch an den Start.
Außerdem möchte ich endlich mal einen langen Lauf gemeinsam mit meinem ehemaligen Arbeitskollegen und Lauffreund Jörg machen.
Ach ja und Sanne will beim Halbmarathon Gas geben, also genug Gründe sich doch aufzuraffen!
Außerdem wäre da noch der „Kleine Kobolt“ Ende November, mit einer Renndistanz von 106 Kilometern und knapp 3500 Höhenmetern D+, bei dem ich noch auf einen Startplatz spekuliere und für den ich einen längeren Trainingslauf jetzt gut gebrauchen könnte.
Also geht es am Vorabend zur Startnummernausgabe und zur Pasta Party nach Remscheid.

Dort ist es wie immer ein großes „Hallo“ innerhalb der lokalen Ultra-Laufszene, von der ich inzwischen auch ein Teil geworden bin. Alle sind sie wieder am Start. Und wer es persönlich nicht zur Startnummernausgabe schafft – für den hole ich natürlich auch gleich den Beutel mit ab.

Pasta Party

Pasta spachteln ist angesagt

Schwer bepackt geht’s zu Rolli an den Stand. Kurzer Schnack, dann Pasta gespachtelt und zurück nach Hause. Schließlich ist morgen frühes Aufstehen angesagt, auch wenn wir durch die Zeitumstellung in dieser Nacht ein Stündchen geschenkt bekommen.

Am nächsten Morgen stehen wir pünktlich um 08:30 Uhr am Start inmitten vieler bekannter Gesichter. Jörg und ich finden schnell ein lockeres gemeinsames Tempo und verfallen in die ein oder andere Plauderei. Zugegeben, wir sind recht langsam unterwegs, aber das ist uns beiden heute absolut egal. Jörg ist für den Marathon gemeldet und will dort auch das Rennen beenden und ich bin mir ziemlich sicher, dass ich heute auch nicht weiter laufen werde.

Gute Laune am Start

Gute Laune am Start

Doch der erste Halbmarathon vergeht fast wie im Flug. Das Wetter ist viel besser als angekündigt und ich schwärme Jörg vom Prosecco-Stand mitten im Wald vor.
Wir beschließen, dort erstmalig einen zu nehmen und eine lustige Fotosession zu machen, doch wir werden enttäuscht.
No Prosecco this Year.
Also weiter Richtung Halbmarathon-Ziel, denn mittlerweile haben wir Appetit bekommen. Beim Röntgenlauf gibt es auf der ersten Halbmarathon-Strecke, obwohl diese identisch mit den Langstrecken ist, nur Wasser und Tee und nix zu beissen.

Aber ich erinnere mich an den Verpflegungsposten bei Kilometer 22, bei dem es in der Vergangenheit immer leckere Schmalzbrote und auch sonst allerlei Kulinarisches gab.
Am VP angekommen, erleben wir aber die zweite Enttäuschung des Tages.
Wir sehen gerade noch, wie der VP halb abgebaut wird. Wir bekommen noch etwas zu trinken und die letzten Reste Bananen. Alles aufgefuttert.

No Prosecco this year

Sind die Proseccos etwa nach Malle ausgewandert?

Sind wir so langsam?
Durchgangszeit im 6:45er Schnitt.
Nicht gerade schnell, aber auch nicht so langsam, schließlich sind wir bei einer Ultramarathon-Veranstaltung!
Doch leider wiederholt sich dieses Schauspiel noch einige Male. Überall nur noch letzte Reste von Bananen.
Unserer Stimmung tut das aber nicht wirklich einen Abbruch, es entwickelt sich eher während des Rennens zu einem Running-Gag – im wahrsten Sinne des Wortes.

Wir genießen den gemeinsamen Herbstlauf und auch die gelegentlichen Sturmböen und Regenschauern machen uns nichts aus.

Noch immer gute Laune unterwegs

Noch immer gute Laune unterwegs

Dennoch müssen wir heute 34 Kilometer laufen bis wir das erste Mal etwas ordentliches zwischen die Zähne bekommen. Müsliriegel und: Die letzten Ecken von belegten Brötchen.
Jörg, der heute definitiv mit einem Marathon-Finish aufhören wird, möchte jetzt auch nichts mehr essen. Ich bin jedoch sehr happy, denn ich fühle mich so frisch, dass ich heute definitiv durchlaufen werde und da tut etwas Energie richtig gut.
Fast euphorisch bedanke ich mich bei den Helfern.
Im Marathon-Ziel mache ich ein Finisher-Foto von Jörg und dann geht es für mich weiter auf das letzte Drittel der Strecke.
Auch dieses laufe ich bis auf ein paar knackige Steigungen recht locker durch und freue mich, bei Kilometer 57 heute endlich auf einen VP zu treffen, der „alles hat“.

Wiedervereint im Ziel

Wiedervereint – mit Jörg im Ziel

Was für ein Luxus. Essen mag ich jetzt auch nicht mehr, aber ich gönne mir eine heiße Brühe und einen Schluck Bier und laufe dann Richtung Ziel weiter.
Dort wartet bereits Jörg auf mich und ich treffe auch viele liebe Ultra-Freunde in der Halle, wie das eben bei einem Familientreffen so üblich ist.

All zu lang bleibe ich allerdings nicht mehr, denn ich muss nach Hause.
Ich brauche jetzt erstmal ein großes Schnitzel und ’ne Pommes.

Fazit:

  • Der Röntgenlauf ist eine tolle Veranstaltung, für Einsteiger ideal wegen der unterschiedlichen Streckenlängen und weil man sich während des Rennens noch entscheiden kann, auf welcher Strecke man als Finisher einlaufen möchte.
    Für die ollen Ultra-Hasen ist die Veranstaltung ohnehin längst ein Muss.
  • Ich mache einen Laufwettbewerb sicherlich nicht nur an der Verpflegung fest. Im Gegenteil, da gibt es vieles mehr, was wichtig ist. Und das Meiste dieser Dinge wird beim Röntgenlauf richtig gemacht. Allerdings dürfte es meiner Meinung nach ruhig auch schon heiße Brühe und etwas Obst während des ersten Halbmarathons geben. Und darüber hinaus sollte immer so viel Verpflegung geplant werden, dass für alle noch etwas zu Essen da ist, auch für die langsameren Läufer. Das sollte meiner Meinung nach mit einer Startgebühr zwischen 30 und 40 Euro doch zu machen sein, oder?!
  • By the Way: ein guter Teil der Verpflegungsposten wird nicht vom Veranstalter gestellt, sondern von Vereinen, oder Privatleuten. Kann da der Veranstalter künftig bitte unterstützen und „auffüllen“?
  • Ein großes Dankeschön an die vielen freiwilligen Helfer und Spender!
  • Danke Jörg für wirklich unterhaltsame 42K!
  • Ach ja… Endlich hier den Ultra gefinished!
  • Ich kann keine Bananen mehr sehen

…to be continued in 2014!

Über trailshredder

Folge mir auf auf meinem Blog unter: www.trailshredder.de
Dieser Beitrag wurde unter Rennberichte veröffentlicht. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

5 Antworten zu Röntgenlauf 2011-2013

  1. Der 42-er Jörg schreibt:

    War mir ein Vergnügen mit Dir, Tom – nächstes Jahr beehre ich viellleicht öfter die Ultra-(Trail)-Gemeinde. Lauferkenntnis des Jahres: Laufen solang man Lust hat (open End) und so langsam wie man möchte … geile Sache. Kannst ja bisher nur die Ellenbogen-Lass-mich- durch-Hau-Durch-Stadtmarathons.

  2. Jens Meyer schreibt:

    Sehr genialer Bericht! Ich bin dieses Jahr beim zeitgleichen Heidelberger Trail-Marathon „fremdgegangen“, aber das nächste Mal bestimmt auch wieder beim Röntgenlauf.
    Hast Du denn wenigstens eine/mehrere der legendären Marathon-Schnecken bekommen? 🙂

    • trailshredder schreibt:

      Hi Jens, lieben Dank! Jau, die Marathon-Schnecke war das erste, was ich sofort im Ziel verspachtelt habe – gefolgt von einem großen Erdinger Alkoholfrei! Der Heidelberg-Trailmarathon reizt mich auch, mal sehen, wie sich die Veranstaltung entwickelt und auch mal schauen, wie die Termine gelegt werden. Ab September bin ich noch relativ offen in der Rennplanung 😉

  3. Pingback: 01.07.13 – 18.11.13 – Viel passiert | tom doerner – ultratrailrunning

Hinterlasse eine Antwort zu trailshredder Antwort abbrechen